Medizinische Anthropologie - Versuch einer Definition
"Medical Anthropology is a subfield of anthropology that draws upon social, cultural, biological, and linguistic anthropology to better understand those factors which influence health and well being (broadly defined), the experience and distribution of illness, the prevention and treatment of sickness, healing processes, the social relations of therapy management, and the cultural importance and utilization of pluralistic medical systems.The discipline of medical anthropology draws upon many different theoretical approaches. It is as attentive to popular health culture as bioscientific epidemiology, and the social construction of knowledge and politics of science as scientific discovery and hypothesis testing. Medical anthropologists examine how the health of individuals, larger social formations, and the environment are affected by interrelationships between humans and other species; cultural norms and social institutions; micro and macro politics; and forces of globalization as each of these affects local worlds." (Quelle: Society for Medical Anthropology/American Anthropological Association)
Phänomenologie
Als Phänomenologie wird eine der maßgeblichen philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Das Wort „Phänomenologie“ stammt vom altgriechischen Wort „phainoménon“, was so viel wie „Sichtbares“, „Erscheinung“ bedeutet. Die Phänomenologie ist die Lehre von den Erscheinungen. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) verstand in seinem Hauptwerk „Phänomenologie des Geistes“ unter Phänomenen die Gesamtheit aller Erscheinungen des Geistes im Bewusstsein und in der Geschichte (Hegel 1807).
Franz Brentano (1838-1917) machte darauf aufmerksam, dass das Bewusstsein stets ein Bewusstsein von etwas ist (Brentano 1874, S. 121f). Brentanos Grundverständnis der Philosophie im Sinne einer deskriptiv psychologisch ausgerichteten Wissenschaft prägte Husserls Idee der Phänomenologie (s.u.) entscheidend (Peucker 2002, S. 11). Von Brentano stammt die fundamentale Unterscheidung von „physischen Phänomenen“ und „psychischen Phänomenen“ (Brentano 1911), die aber epistemologisch gleichermaßen gegeben sind, nur eben auf verschiedenen Beobachtungsgebieten.
Brentano war ein wichtiger Lehrer Edmund Husserls (1859-1939), der viele zentrale Ideen der Phänomenologie aus dessen Ideen aufgegriffen und fortentwickelt hat. Es war Edmund Husserl, der den Namen „Phänomenologie“ für seine Forschungsrichtung geprägt hat, die dann eine der wichtigsten philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts geworden ist (Fellmann 2009, S. 11). Die Phänomenologie hat sich in erster Linie dem Gebiet „psychischen Phänomene“ im Sinne von Franz Brentano zugewandt und ist weitgehend zu einer empirisch vorgehenden „Strukturwissenschaft des Bewusstseins“ geworden (Fellmann 2009, S. 24ff).
Phänomenologen unterscheiden verschiedene Formen der Erkenntnis; sie bestreiten, dass die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise die einzige Möglichkeit der Erkenntnisgewinnung ist. Charakteristisch für eine phänomenologische Analyse ist, dass die Art und Weise, wie wir subjektiv und intersubjektiv die Welt, uns selbst und andere Menschen aus der „Ersten-Person-Perspektive“ bzw. „Zweite-Person-Perspektive“ [1] erleben, herausgearbeitet wird. Eine solche Betrachtungsweise unterscheidet sich nachvollziehbar grundlegend von einer objektivistischen (naturwissenschaftlichen) Betrachtung aus der „Dritten-Person-Perspektive“.
Das phänomenologische Denken hat die Entwicklung des Existentialismus in Deutschland und Frankreich entscheidend geprägt;[2] den größten Einfluss übte es auf die wichtigsten Werke von Jean-Paul Sartre oder Martin Heidegger aus. Weitere bekannte Phänomenologen sind z. B. Max Scheler und Maurice Merleau-Ponty, (...).
[1] Näheres zur Differenzierung von „Erster-Person-Perspektive“ und „Dritte-Person-Perspektive“ s. Abschnitt „Epoché und eidetische Reduktion“. [2] Die Phänomenologie hat Denker wie Theodor W. Adorno, Jaques Lacan, Hans-Georg Gadamer, Michael Foucault, Jürgen Habermas, Jaques Derrida und viele andere beeinflusst (die sich z. T. auch kritisch mit ihr auseinandergesetzt haben). Sie war eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Hermeneutik (Gadamer), des Existenzialismus (Sartre) und der Dekonstruktion (Derrida).
Quelle: Peveling, M. (2019): Der Gedankensinn, S. 75f